Hubertus Vallendar war schon immer an Technik interessiert. Sein Wissen aus der kleinen familieneigenen Brennerei an der Mosel konnte er bereits in den frühen Jahren seiner Ausbildung anwenden. Er lernte in einem Kloster den Beruf des Schreiners, wurde aber zusätzlich gebeten in der klostereigenen Brennerei mit seinem Fachwissen auszuhelfen.
Dabei war ihm damals das Brennen allein zu langweilig und so erarbeitete sich Hubertus Vallendar nach dem Fachabitur einen Namen als Anlagenbauer in der Spirituosenbranche und war in verschiedenen Ländern aktiv.
Nach vielen Jahren mit hoher Arbeitsbelastung und intensiver Reisetätigkeit für den Verkauf der Technik fokussierte er sich auf die eigene Brennerei an der Mosel.
Mit unerschöpflicher Kreativität und dem Perfektionismus beim Brennen hat Hubertus Vallendar Edelbrände auf Weltniveau geschaffen.
Heute beschäftigt die Brennerei Vallendar 10 Personen und verarbeitet gut 400 Tonnen Früchte pro Jahr.
Bereits mit Mitte 50 wurde Hubertus Vallendar von der hochkarätigen Jury des World Spirits Award 2020 für sein Lebenswerk ausgezeichnet: „Hubertus Vallendar ist in Deutschland und international gesehen ein Macher und eine Gallionsfigur“ wie die verantwortliche Jury formulierte.
„Auf der linken Spur“ bewegt Hubertus Vallendar auch sehr gerne schöne und schnelle Autos, wobei das wirklich schnelle Fahren ausschließlich auf den Rennstrecken erfolgt. Dafür wird er zukünftig wahrscheinlich mehr Zeit haben, denn sein Sohn Mario kann mit seinem Berufsabschluss als bester Brenner im Jahrgang 2020 mehr Verantwortung im Familienbetrieb übernehmen.
FT: Statt etwas „ruhiger zu machen“ hat die Corona-Pandemie Ihnen neue Herausforderungen gestellt – Wie ist es Ihrem Unternehmen im letzten Jahr ergangen?
Mitte März 2020 waren wir mit Planungen für eine Handelsmesse beschäftigt, bei denen ich spürte, dass die Pandemie bereits das Umfeld völlig verändert hatte. Nach einem unruhigen Wochenende entschieden wir am Montag auf Alkohol zur Desinfektion umzustellen und bereits am Mittwoch produzierten wir Desinfektionsmittel. Das war ein wunderbares Beispiel für Teamwork bei Vallendar und letztendlich konnten wir auch alle Mitarbeiter in der Corona Zeit durchgehend beschäftigen.
FT: Ich gehe davon aus, dass Sie im Sommer 2021 wieder vermehrt auf das Reifen der Früchte schauen, um gutes Ausgangsmaterial für die Brennerei zu haben?
Wir konnten bereits im Herbst 2020 wieder auf das Normalgeschäft in der Brennerei umschalten. Für uns ist die Auswahl der Früchte und Beeren von essenzieller Bedeutung, da sie über die Qualität maßgeblich zum Erfolg unserer Brände und Geiste beitragen.
Mein Sohn Mario und ich fahren manchmal über das Wochenende in interessante Gebiete der Nachbarländer und dann kaufen wir die für uns wichtigen Früchte ein – man muss halt nur wissen, wo es wächst.
FT: Welchen Schwerpunkt setzen Sie aktuell bei Ihrem Portfolio ?
Ich habe mich zu Beginn meiner Schaffenszeit intensiv mit Geisten beschäftigt und vor 27 Jahren als erster Brenner den Haselnussgeist geschaffen – aktuell faszinieren mich die Geiste im Zitrusbereich und ich experimentiere insbesondere beim Orangengeist, ob ich über Extrakte aus den Orangenschalen noch zusätzlich Farbe in die Flasche bringen kann.
Insgesamt haben wir mit Geisten und Bränden ein ausgeglichenes Verhältnis im Angebot und darüber hinaus bei den Bränden das Premiumangebot ‚La Donna‘ geschaffen. Dort verwenden wir beim Brennen nur einen Teil des Herzstückes aus dem Destillationsprozess.
FT: Reizt es Sie sich intensiver mit dem Produkt ‚Weinbrand‘ auseinanderzusetzen, um in die Richtung Ihres Partners Cognac Lhéraud zu gehen ?
Ich liebe Weinbrand und Cognac. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ich früher bei meinem Vater mitriechen durfte, und seitdem haben mich gerade Cognacs fasziniert.
2002 war ich für einige Tage in dem Städtchen an der Charente und habe in einem nachgelagerten Projekt dann selbst Destillate aus der Riesling- und Elblingtraube in Kail hergestellt und eingelagert.
Aktuell mache ich eine verrückte Geschichte: Wir haben im letzten Jahr einen kompletten Zug Burgunder gebrannt … lassen sie sich überraschen, welches Produkt daraus entstehen wird.
FT: Was verstehen Sie unter Genuss?
Für mich ist Genuss ‚Zeit zu haben‘. Mit dem Bewusstsein früher zu viel unterwegs gewesen zu sein und zu wenig Zeit gehabt zu haben, genieße ich es heute sehr, das Kochen mit dem Einkauf der Zutaten vorzubereiten und dann in der Küche zu agieren. Nun bin ich dabei kein Einsiedler, sondern ich mag mit guten Freunden zusammen zu sein und einen schönen Abend erleben. Gerne mit einem leckeren Wein … und am Ende gehört auch die gute Cigarre dazu.
FT: Danke für das spannende und genussvolle Interview.
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