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Ho-Ho-Ho – Und ’ne Buddel voll Rum!

Was ist eigentlich aus dem guten altem Rum-Grog geworden? Vielleicht erinnern sich einige unserer Leser noch gut an das beliebte Allheilmittel gegen die winterliche Kälte und Erkältungen. 

Fine Tobacco hat einmal an dem Ort nachgefragt, der in Deutschland wohl am ehesten mit Rum-Tradition in Verbindung gebracht wird: Flensburg, nur einen Katzensprung von Dänemark entfernt, zu dem es bis 1864 gehörte. 



 Flensburg hat eine jahrhundertealte  Rum-Tradition, allerdings nicht als Herstellungsort, sondern als Umschlagplatz und Abfüllort für vorwiegend karibischen Rum. Dieser wird in Fässern in einer Stärke von 70 % Vol. verschifft, in Flensburg zu den markentypischen Blends verarbeitet, auf Trinkstärke gebracht und auf Flaschen gezogen. 


Wer mehr über Rum als „Hochgenuss für die Sinne“ erfahren will, der sollte in Flensburg zu Braasch Rum in die Rote Straße 26 gehen. Walter Braasch betreibt dort seit den 90er Jahren ein kleines, sehr exklusives Fachgeschäft mit eigenen Rum- Kreationen. Hier findet man auch das Braasch Rum Manufaktur Museum, in dem die Geschichte der Westindienfahrt und der Rum-Stadt Flensburg erzählt wird. 


Aber was ist denn nun mit der Rum-Grog-Tradition? Laut Herrn Braasch ist sie in und um Flensburg lebendig wie eh und je. Im eher kühlen Norden wird nach wie vor gerne Rum-Grog getrunken. Aber, so der gelernte Destillateur, man sollte auch in den Grog einen Rum von hoher Qualität geben. Dadurch erhält der Rum-Grog sein großartiges Aroma und ist ein Genuss für Nase und Gaumen.


Aber Rum ist nicht nur heiß als Rum-Grog, im Tee oder Kakao beliebt. Auch als Bestandteil von Long-Drinks wie Cuba Libre und Cocktails wie Mojito, Daiquiri oder Pina Colada erfreut er die Genießer. In letzter Zeit wird die süßlich-aromatische Spirituose auch mehr und mehr pur genossen. Die Qualität und Geschmacksvielfalt von Rum hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen und zieht immer mehr Genießer in ihren Bann. 


Widmen wir uns im Folgenden einmal Anbietern von hervorragenden Premium-Rums, die uns beeindruckt haben.


A.H. Riise – Der pure Geschmack der Geschichte

Die Geschichte der weltweit beliebten Rum Marke aus Dänemark beginnt mit Albert Heinrich Riise. Der Apotheker und Händler lebte von 1838 bis 1878 auf der Insel Saint Thomas, die heute mit den Inseln Saint Croix und St. John als Jungferninseln bekannt sind. Damals waren die Inseln eine Kolonie des Dänischen Königreiches und eines der wichtigsten Anbaugebiete von Zuckerrohr, dem Grundstoff für Rum.  

Die Rums von Riise stehen seit den ersten Blends des Gründers A.H. Riise für süße Aromen. Aber laut einer EU-Verordnung aus dem Jahr 2019 darf Rum nicht mehr als 20g süßende Erzeugnisse je Liter enthalten. Das Haus Riise allerding sieht diese Süße als elementaren Teil ihrer Produktphilosophie an. 

Daher hat man sich bei Riise entschlossen, den Charakter der Marken und den Geschmack der einzelnen Produkte nicht zu verändern, sondern in der Tradition des Gründers A.H. Riise weiterhin stärker gesüßte Produkte anzubieten, auch wenn diese nicht mehr als „Rum“ bezeichnet werden dürfen. Daher steht heute auf den Flaschen nicht „Rum“, sondern „Made from premium matured Rum“. 

Viele Genießer scheinen dies zu mögen, denn das Unternehmen erzielte nach eigenen Angaben in den Corona-Jahren mit seinen aromatischen Produkten Umsatz-Zuwächse von bis zu 60 % pro Jahr.


Riises Rumspezialitäten basieren auf einer Auswahl von Premium-Rums mit besonderen Charakteristiken, die zusammen einen Blend ergeben. Durch diese Vermählung entstehen dann Produkte, die Riises Vorstellungen einer exzellenten Rum-Spirituose entsprechen: süßer Geschmack, intensives Aroma und eine warme Farbe. 

Aus der umfangreichen Produktrange von A.H.Riise möchten wir Ihnen zwei Produkte empfehlen:

Zunächst den Royal Danish Navy Frogman Conventus Ranae. Dieser ehrt das dänische Frømands Korps, das 1957 gegründet wurde und sich mit den amerikanischen Navy Seals vergleichen lässt. Bei dem Danisch Navy Frogman handelt sich um einen Blend, der nach der Lagerung in Eichenfässern in Fassstärke mit einem Alkoholgehalt von 60% abgefüllt wurde. 

Er überzeugt mit überraschend mildem Geschmack nach Vanille, Ananas, Kokosnuss und Schokolade. Nachhaltig und warm im Abgang. 


Royal Danish Navy Frogman Conventus Ranae, 60 vol%, 0,7 Liter. UVP 59,90 € 


Der lateinische Spruch „Non Plus Ultra“ bedeutet „nichts darüber hinaus“, also besser geht es nicht. Das ist der klare Anspruch für dieses A.H. Riise-Produkt, und es bietet tatsächlich in mehreren Bereichen Außergewöhnliches:  so werden besonders alte Brände ausgewählt, die in extrem tief ausgebrannten Fässern aus amerikanischer Eiche gereift sind. 

Der Geschmack ist Vanille und dazu noch eine geschmackliche Explosion von Vanille! Als Verpackung wurde eine wunderschön geschliffene schwarze Karaffe gewählt, die dem Geschmackserlebnis auch einen optischen Genuss im Sinne von Non Plus Ultra hinzufügt. 


Non Plus Ultra Black Edition, 42 vol%, 0,7 Liter. UVP 110,97 €


Weitere Informationen zur Firma A.H.Riise finden Sie im Genuss-Interview auf den Seiten 76-78.


Barbados, Fiji und Frankreich – Genussreiche Globalisierung


Beim traditionsbewussten Cognac-Hersteller Maison Ferrand mit Sitz auf dem Château Bonbonnet versteht man sich auf die Kunst der Fassreifung. Durch den Handel mit gebrauchten Cognac Fässern kam der Chef des Hauses, Alexandre Gabriel, in Kontakt mit Rum-Destillerien in der Karibik. 

Einfach nur fertig abgefüllte Flaschen aus der Karibik zu importieren, entspricht aber nicht dem Stil des Maison Ferrand. Also wird der Rum nach dem Brennen zunächst in ehemaligen Bourbon-Fässern im tropischen Klima der Ursprungsländer einige Jahre fassgereift. 

Die Fässer werden dann nach Frankreich verschifft. Zwar geschieht das nicht mehr mit Segelschiffen, aber auch auf den modernen Frachtern sorgen die veränderten klimatischen Bedingungen des Atlantiks und die Bewegungen des Schiffes dafür, dass sich der Rum beim Transport weiterentwickelt.

In Frankreich übernehmen dann die Kellermeister des Maison Ferrand den weiteren Ausbau. Dafür wird der Rum dann entweder in Cognac-Fässern oder in Portwein-, Marsala-, Sauternes- oder Calvados- Fässern gelagert. Dies erfolgt für mehrere Monate oder Jahre und verleiht dem Rum zusätzliche Aromafülle und individuellen Charakter. Dieses Vorgehen wird als „Double Ageing“ bezeichnet und ist das klassische Verfahren der Segelschiffzeit, das für die „Plantation“ Rums wiederbelebt wurde.

Der Signature-Rum des Maison Ferrand ist der Plantation Rum XO aus Barbados. Schon die Bezeichnung „XO“ lässt erkennen, dass es sich hier um einen alten Rum handelt, bei dem die jüngsten Bestandteile des Blends mindestens 10 Jahre gelagert wurden. Allerdings können auch deutlich ältere Partien Verwendung finden. 

Im Glas entfaltet sich ein ganzes Bouquet von Aromen. Anfänglich dominieren eher erdige Töne, bei denen man sich an einen Spaziergang durch einen tropischen Wald erinnert fühlt. Nach einer Weile kommen eher fruchtige Aromen zum Tragen.

Diese Fülle setzt sich am Gaumen fort, wenn man den ersten Schluck nimmt und die angenehme Süße dieses reifen Rums spürt. Etwas später schmeckt man auch Vanille und Zimt heraus.

Nach diesem Genusserlebnis waren wir gespannt auf den neuen Spross der Plantation Rum Serie. Fast 14.000 Kilometer entfernt von Barbados liegt im Pazifik die Südseeinsel Fiji – ebenfalls ein Traumziel für fröstelnde Nordeuropäer. 

Auf vulkanischem Boden wird hier Zuckerrohr angebaut zu einem Rum verarbeitet, der aber unbekannter ist als sein karibisches Pendant. Vielleicht zu Unrecht. Schon das Etikett des Isle of Fiji mit seinen Blumen, Vögeln und dem bunten Chamäleon lässt Südseeträume entstehen. Der Fiji Rum ist 2-3 Jahre auf Fiji in Bourbon-Fässern und nach dem Transport noch 1 Jahr in Frankreich in Ferrand-Fässern gereift. 

In der Nase spürt man von Anfang an blumig-fruchtige Aromen, die dem Fiji Rum eine fröhliche Leichtigkeit und Lässigkeit verleihen. Dieses Spiel der Aromen setzt sich am Gaumen fort: der Geschmack erinnert an frische Äpfel und Ananas und lässt uns fast vergessen, dass wir eine 40%ige Spirituose genießen.


Plantation Rum Barbados Extra Old XO, 40 vol%, 0,7 Liter. UVP 49,00 €

Plantation Rum Isle of Fiji, 40 vol%, 0,7 Liter. UVP 31,50 €

Flor de Caña – die Blüte des Zuckerrohrs 

Zwischen dem pazifischen Ozean und Nicaraguas höchstem und aktivsten Vulkan - dem San Cristóbal – liegt die Distillery Flor de Caña. Die Gründung des Unternehmens liegt bereits über 130 Jahre zurück und heute verantwortet die 5. Generation der Familie den erfolgreichen Aufbau der gleichnamigen Marke, die in über 70 Länder exportiert wird.

Die Nachbarschaft eines aktiven Vulkans mag für viele beängstigend wirken, doch im Fall von Flor de Caña bietet dieses Naturphänomen deutliche Vorteile:  das Zuckerrohr wächst auf fruchtbarer Vulkanerde und kann mit besonders mineralhaltigem Wasser genährt werden, was in dem tropisch-warmen Gebiet von Nicaragua zu bestem Zuckerrohr führt. 

Die Herstellung von Rum erfolgt dabei in einem nachhaltigen Prozess vom Feld bis zur Flasche – der gesamte Herstellungsprozess liegt in der Destillerie in Nicaragua. Herausragend dabei ist auch zu erwähnen, dass man im nachhaltigen Herstellungsprozess mehr Strom erzeugt, als man verbraucht und somit einen Teil der Region mit Strom versorgen kann.  Für dieses nachhaltige Wirtschaften wurde Flor de Caña mit dem Siegel als „CO2 neu-traler Rum“ ausgezeichnet.

Der in Column Still-Anlagen destillierte Rum wird während der Reifung in Bourbon-Fässern bewusst nicht bewegt: so lagern manche Fässer in kühleren Bereichen, andere Fässer in wärmeren Teilen der Lagerhäuser. Daher kann man für die Blends auf geschmacklich unterschiedliche Rums zugreifen, die differenzierte Rum-Varianten ermöglichen.


Das Verfahren nennt sich „Naturally Aged“ und verlangt vom „Maestro Rumero“ mit dem schönen Namen Tomás Cano ein großes Wissen über seine in diversen Fässern vorhandenen Ausgangsbrände, die er zu den verschiedenen Varianten vermählt. Insgesamt führt diese Herstellung vom Anbau bis zum Blending in Nicaragua zu einem außergewöhnlich milden Rum.

Uns interessiert besonders die „Ultra-Premium-Collection“ des Hau-ses, die 12–30 Jahre lang gelagerte Top-Produkte in edel gestalteten Flaschen mit einem haptischen Zuckerrohr-Relief umfasst. Aus dieser Range haben wir uns den 18 Jahre alten Flor de Caña ausgewählt und einen herausragend schmeckenden Rum kennen- und schätzen gelernt, der ohne jeden Zuckerzusatz auskommt – also 0,0 Gramm Zucker in Flor de Caña!

Der bernsteinfarbene Rum bietet am Gaumen einen komplexen, würzigen Geschmack mit angenehmen Noten von Karamell, Vanille und Nüssen. Dieser Rum kann auch passionierte Whisky-Trinker begeistern. Es ist übrigens ein besonderes Erlebnis den Rum im Pairing mit einer Zigarre aus dem Haus Joya de Nicaragua zu genießen – zwei tolle Produkte aus Nicaragua.


Flor de Caña 18 Years Rum 40 vol%, 0,7 Liter. UVP 54,99 €


Zwischen Guatemala und Westerwald

Man kann den fertigen Rum in Flaschen importieren oder in Fässern. Man kann aber auch einen Schritt zurück gehen und nur den Grundstoff „Melasse“ importieren und alles übrige – Vergärung, Destillation und Fassreifung hier vor Ort durchführen. Diesen Weg beschreitet Jonas Klöckner, Destillateurmeister in der Birkenhof-Brennerei zusammen mit seinem Team. Jonas und sein Bruder Lukas, Diplom-Ingenieur für Bioprozesstechnologie, sind die Vertreter der jüngsten und 8. Generation der Familie Klöckner und bereit die 175-jährige Tradition der Birkenhof-Brennerei fortzuführen.

Bei der Gärung der Melasse für den nach Jonas Klöckner „JON“ genannte Rum setzt man auf Entschleunigung: in den Tanks herrschen eher niedrige Temperaturen, was zu einer langsamen, aber vielfältigen und facettenreichen Entwicklung der Aromen führt. 


Auf das sorgfältige und saubere Brennen im Pot-Still-Verfahren versteht man sich ohnehin in der traditionsreichen Korn- und Obstbrennerei. Für die Fassreifung verwenden Jonas und das Team vom Birkenhof frische Fässer aus amerikanischer Eiche und Bourbon-Fässer. In diesen Fässern reift „JON“ für mindestens 2 Jahre, bevor er auf Flaschen gezogen wird. Mit einem sauberen Brand als Grundlage dient die Fasslagerung hauptsächlich dem Hinzufügen von Holzaromen, also der „additiven Reifung“. 


Beim „JON“ Rum riecht man zunächst die Aromanoten von Vanille gepaart mit dunkler Schokolade. Am Gaumen spürt man eine dezente, zurückhaltende Süße, die eher herbe Noten von Holz und Tabak zu einem starken und eigenständigen Geschmackserlebnis mit langem, intensivem Abgang verbindet.

Der neuen Generation der Birkenhof-Brennerei ist ein echtes Meisterstück gelungen: ein charaktervoller und ausgewogener Rum bester Qualität, der tropischen Rums ebenbürtig ist, ohne sie zu kopieren. 


Man kann gespannt sein, welche Innovationen noch aus der Birkenhof-Brennerei, die dieses Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum feiert, kommen werden. Nach Lukas Klöckner benannt ist „LUK“, ein ungewöhnlicher Lagerkorn, der geschmacklich zwischen Whisky und klassischem Korn angesiedelt ist und ein weiteres Beispiel für die Verbindung von Innovation und Tradition in der Birkenhof-Brennerei ist.


Ein Besuch der Brennerei lohnt sich: pro Jahr lassen sich ca. 20.000 Besucher in die Geheimnisse der Entstehung hochwertiger Spirituosen einführen und Erleben deren geschmackliche Vielfalt in Tastings und Pairings.


JON - Handcrafted Rum42 vol%, 0,7 Liter. 51,50 € im Online-Shop des Herstellers



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